Montag, 19. Juni 2017

Rathaus Lübeck Bürgerschaftssaal Gemälde Westwand: Einzug Kaiser Karls IV. mit seiner Gemahlin in Lübeck

Die ersten sechs Nischen in der linken Hälfte des Saales (Fotomontage anklicken zum Vergrößern)


Die zweiten sechs Nischen in der rechten Hälfte des Saales (Fotomontage anklicken zum Vergrößern)

Das Wandgemälde in den durch Säulen getrennten Blindfenstern wurde 1894 fertiggestellt. Als Vorlage für das Bildprogramm diente Max Koch möglicherweise die Lübischen Geschichten und Sagen von Ernst Deecke, Lübeck, Carl Boldemann, 1852. Das historische Ereignis von 1375 schildert Deecke darin wie folgt:  
    "Nachdem Kaiser Carolus sonst alle Örter und Enden des Römischen Reichs durchzogen, hat er beschlossen, auch der Wenden Land und vornehmlich die Reichsstadt Lübeck zu besuchen. Darum nahm er zu sich den Erzbischof Friedrich von Cöln, den Herzog von Lothringen, den Markgrafen Otto von Brandenburg, Herzog Albrecht von Meklenburg, Herzog Albrecht zu Lüneburg, Wilhelm Markgrafen zu Meißen, Jost Markgrafen zu Mähren, Hinrich und Nicolaus Grafen zu Holstein, Grafen Günter von Ruppin, nebst vielen andern Prälaten, Freiherrn und Rittern; vor allen aber die Kaiserin mit ihrem Gesinde. Da sie nun der Stadt Lübeck genaht, ist ihnen alle junge Mannschaft, sowohl von den Junkern als andere, in schönster Ordnung und bester Zierrath entgegengezogen mit der Stadt Schlüsseln. Als die kaiserliche Majestät was näher gerückt, ist sie nebst der Kaiserin in die S. Gertruden Kapelle vor dem Burgthor getreten, allwo sich beide mit dem kaiserlichen Geschmuck auf das herrlichste bekrönt und beziert, und sich auf schöne Rosse gesetzt. Da nun haben 4 von den vornehmsten jungen Gesellen einen Himmel, von Sammit und Goldstoff wohlgeschmückt, über dem Kaiser getragen; die ältesten Burgemeister aber haben mit großer Reverenz des Rosses Zaum ergriffen, das der Kaiser ritt. Zwei andere Herren des Raths hielten den Zaum an der Kaiserin Roß, über welcher auch 4 der Vornehmsten den Himmel getragen. Vorauf aber ritt ein Herr des Raths und trug der Stadt Schlüssel auf einer silbernen Gabel, welches ein Zeichen der Herrschaft des Reichs über die Stadt gewesen; dann kamen die Reichsfürsten in ihrer Ordnung. Der Markgraf Otto hat das goldne Zepter geführt; der Markgraf Albrecht anstatt seines Vaters das Schwert vorgetragen; darauf folgte kaiserliche Majestät; danach trug der Erzbischof von Cöln vor der Kaiserin den goldenen Apfel, und ihr folgten die anderen Fürsten nach der Reihe. Am Burgthor sind sie von den Mönchen empfangen; die hatten das Heiligthum bei sich und ein Stück vom heiligen Kreuz, das der Kaiser und die Kaiserin mit großer Ehrfurcht begrüßt und geküßt. Dann stunden beiderseits durch die Stadt die vornehmsten Frauen und Jungfern der Stadt in Perlen und Geschmeide und Seidenröcken; auch kam die Klerisei vom Dom mit Psalmen und Gesang, und führte den Zug durch die Breitenstraße nach der Stiftskirche."

Die zwölf Bilder in den Blindfenstern sind als Durchblicke auf den hinter der Wand vorbeiziehenden Festzug gedacht. Insofern ergibt sich insgesamt ein virtuelles Panoramaformat.  

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